Warum Bäume wegen 5G gefällt werden
Warum Bäume wegen 5G gefällt werden
Immer wieder wird dementiert, dass für die flächendeckende Einführung der neuen Mobilfunkgeneration 5G, Bäume gefällt wurden und werden. Diese Maßnahme wird mit dem mobilfunktechnischen Voraussetzungen für das autonome Fahren in Verbindung gebracht. Nicht nur Naturschützer befürchten, dass deshalb Bäume entfernt werden müssen, da sie Störungen der Funkverbindung an Verkehrswegen verursachen könnten.
Wieso gibt es diese Bedenken?
Es gibt ein Whitepaper des 5G Innovation Centre am Institut for Communication Systems der University of Surrey / Großbritannien. In dieser Schrift wir dargelegt, dass Bäume ein Hindernis für die Ausbreitung der 5G-Feldfelder sind (1). Im Auftrag der britischen Regierung wurde 2018 vom Nationalen Kartografischen Institut eine Studie zu den Planungsgrundlagen für das Errichten von 5G-Antennen veröffentlicht. Es sollte geklärt werden, welche Umweltbedingungen beim Platzieren der neuen Antennen zu berücksichtigen wären.
Untersucht wurde der Einfluss der Vegetation auf die funktechnische Steuerung des vernetzten und autonomen Fahrens in einer Studie des britischen Departments for Digital, Culture, Media & Sport: „The effect of the built and natural environment of millimetric radio waves“ (2). Dabei stellte man fest, dass die Ausbreitung der untersuchten Frequenzbereiche 22 bis 40 GHz und 50 bis 67 GHz durch das Laub der Bäume beeinträchtigt wird.
Das Laub der Bäume stört das Mobilfunksignal
Die Verbreitung des Mobilfunksignals wurde an Hindernissen aus verschiedenen Baumarten gemessen. Dabei wurde festgestellt, dass das Laub erhebliche Probleme verursacht. Der Verlust des Signals variiert je nach Baumart und Jahreszeit – bei belaubten Bäumen – bis zu 90%, über sämtliche untersuchte Frequenzen. Daraus wird gefolgert, dass auch bei kleineren Hindernissen wie Hecken und Parks erhebliche Signaldämpfung auftreten werde.
Eindeutige Untersuchungsergebnisse, aber wenig öffentliche Wahrnehmung
Der Bericht hat in Großbritannien die Presse zu einer kritischen Berichterstattung geführt. Der australische Mobilfunkanbieter Telstra hält Untersuchungen zu 5G für erforderlich, nachdem schon bei herkömmlichen Mobilfunkstandards ähnliche Erfahrungen gemacht worden sind. In Neuseeland hat das Oberste Gericht angeordnet, von einem Grundstück Bäume zu entfernen, die den WLAN-Empfang des Nachbarn störten. Die Natur stört also den Empfang, was den Anbietern durchaus bekannt zu sein scheint!
Signalverlust nicht nur bei hohen 5G Frequenzen
Auch bei niedrigen Frequenzen kann Signalverlust durch Bäume auftreten. Grundsätzlich weiß man, dass die Signaldämpfung größer ist, wenn die Frequenz höher wird. Ab 3,0 bis 3,5 GHz wird die Übertragung deutlich behindert. Irgendwie schlecht, wenn die Vernetzung der Fahrzeuge im Bereich von 5,9 GHz passieren soll, oder?
Die lückenlose Verfügbarkeit von 4G (LTE) ist der wichtige Bestandteil des autonomen Fahrens. Hohes Datenaufkommen, Verbindungsqualität und Zuverlässigkeit sind elementare Bestandteile dieses Vorhabens. Dem darf quasi nichts im Wege stehen, schon gar keine Bäume.
Es scheint also offensichtlich, dass es einem Zielkonflikt zwischen den Erfordernissen der Infrastruktur des Mobilfunks und der Natur im Sinne von Bäumen, Parks und Hecken gibt. Interessant dabei ist ein spannender Aspekt, der von Praktikern kommt. Baumpfleger und Landschaftsgärtner berichten, dass sie wegen der Gründe für Schäden an Bäumen vielfach vor Rätseln stehen. Immer öfters passen die Schadbilder an Bäumen nicht in bekannte Muster.
Unter Funkbelastung gedeihen Neupflanzungen trotz aufwändiger Pflege schlecht, selbst bei klimaresistenten Baumarten. Gleichzeitig finden sich bei fehlender Funkbelastung – unter sonst gleichen Bedingungen – gesunde Bäume aller Altersstufen.
Was spricht für die Mobilfunkstrahlung als Ursache?
In der Studie „Radiofrequency radiation injures trees around mobile phone base stations“ (Waldmann-Selsam et al. 2016) (3), wird dargestellt, dass typische Schäden an Baumkronen zu finden sind, die in Sichtweite zu einem Mobilfunksender stehen.
An welchen Merkmalen erkennt man diese Schäden?
Die Baumseite, die dem Sender zugewandt ist, ist in der Belaubung reduziert und die Zweige verdorren. Der Schwund des Laubwerks entwickelt sich von dort in den folgenden Vegetationsperioden weiter in die Krone hinein. Zweige auf der Seite der Einstrahlung zeigen Wachstumsstörungen und Abweichungen von der natürlichen Ausrichtung weg von der Einstrahlung.
Warum sollen solche Erscheinungen mit dem Mobilfunk zusammenhängen?
Ärzten waren bei Hausbesuchen von Erkrankten aufgefallen, dass in deren unmittelbaren Wohnumfeld Bäume Schäden aufwiesen. Aufgrund dieser Tatsache wurden viele Fälle fotografisch dokumentiert. Mit dieser Analyse konnte ein typisches Schadbild erkannt werden.
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus?
Da das Auftreten der Schäden stets mit einer Sichtverbindung und die Abwesenheit von Schäden stets mit dem Fehlen einer Sichtverbindung verbunden sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei den untersuchten Bäumen andere Gründe für die spezifischen Schäden verantwortlich sind, sehr gering.
Was ergibt sich aus den Messungen der Einstrahlung an den Baumkronen?
Die Schäden treten weit unter den Grenzwerten für Mobilfunkstrahlung auf. Der Unterschied zwischen der dem Sender zugewandten Seite und der abgewandten ergibt sich aus der Abdämpfung der Strahlung durch die Blätter. Das Laub auf der dem Sender zugewandten Kronenseite dämpft die Einstrahlung auf den übrigen Bereich der Krone, sodass sich im Anfangsstadium die Schädigung in der Krone verläuft.
Dies belegt auch, dass die Kronen ein nicht unbeträchtliches Hindernis für das Ausbreiten der Strahlung sind. Wenn die Strahlung insgesamt zunimmt, werden auch mehr Schäden auftreten. Wenn Bäume vermehrt Schaden nehmen und deswegen, oder weil sie als Hindernis wirken, entfernt werden, wird die Strahlenbelastung in der Umgebung und die Einstrahlung in Gebäude ansteigen.
Was kann das für Folgen haben?
Cucurachi et al. (2012) zeigen in dem Studienüberblick „A review of the ecological effects of radiofrequency electromagnetic fields (RF-EMF)“ (4), dass vielfache negative Einwirkungen von Hochfrequenzstrahlung auf die natürliche Umwelt bestehen. Das wurde bei der Festlegung der geltenden Grenzwerte nicht berücksichtigt. Bei keinem Mobilfunkstandard wurde vor der Einführung eine Technologiefolgebewertung unter Realbedingungen an Pflanzen vorgenommen. Nichtbeachtung von Schadwirkungen an Bäumen durch Mobilfunk kann zu Fehleinschätzungen der Ursachen von Baumschäden führen, mit gravierenden Auswirkungen. Die gesamten ökologischen und wirtschaftlichen Funktionen, die von Bäumen und Baumbeständen erfüllt werden, und technische Bereiche wie z.B. Lawinenschutz, Verkehrssicherheit an Straßen und Bahnlinien sind davon betroffen.
Welche Forderungen ergeben sich daraus?
Zu fordern ist daher die Aussetzung von 5G und eine sofortige eingehende Untersuchung der Gefährdung der belebten Umwelt durch Funkanwendungen.
Um diese typischen Baumschäden zu erkennen, muss man kein Baumexperte sein. Die Fotodokumentation ist auf der Website von diagnose:funk zu finden unter:
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Quellen:
(1) Tim Brown (5G IC), Michael Fitch (BT), David Owens(Telefonica), Simon Saunders (RealWireless), Andy Sutton (EE), Stephen Temple (5G IC) (o.D.): „5G Whitepaper: Meeting the challenge of “Universal” coverage, reach and reliability in the coming 5G era.“ https://www.surrey.ac.uk/sites/default/files/2018-03/white-paper-rural-5G-vision.pdf
(3) Cornelia Waldmann-Selsam, Alfonso Balmori-de la Puente, Helmut Breunig, Alfonso Balmori (2016):
Radiofrequency radiation injures trees around mobile phone base stations; Science of the Total Environment 572 (2016) 554–569;
(4) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412012002334