PSYCHONEUROIMMUNOLOGIE – Wie Emotionen das Immunsystem steuern

Im vergangenen Post haben wir uns intensiver mit dem Immunsystem befasst. Einen Aspekt haben wir dabei vorerst bewusst weggelassen: den feinstofflichen Aspekt der körpereigenen Abwehr!

Was früher selbstverständlich war, das ist heute manchmal schwer zu finden: Die Rede ist von der ganzheitlichen, medizinischen Behandlung von Menschen. Für Ganzheitsmediziner ist eines klar: Am Anfang einer erfolgreichen Behandlung steht immer die Diagnose der Ursache für die vorherrschenden Beschwerden. 80 Prozent der Diagnose macht das Gespräch aus, die sogenannte Anamnese. Das Wort Anamnese kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Gedächtnis oder Erinnerung.

Startet der Arzt oder Therapeut jetzt mit der Behandlung, dann werden relevante Informationen zur Vorgeschichte der Erkrankung oder der Befindlichkeitsstörung professionell erfragt. Das Ziel ist dabei immer das ganzheitliche Erfassen der Krankengeschichte. Das betrifft nicht nur den Körper, sondern auch Seele und Geist. Was für die östliche Medizin seit jeher selbstverständlich war, beschäftigt die Wissenschaft und die Medizin im Westen erst seit wenigen Jahrzehnten.

Zuhören ist wichtiger als reden!

Wir alle sind ja Menschen und keine Maschinen mit einer Funktionsstörung, die repariert werden muss. Hinter dem Symptom steckt immer ein Mensch. Ein Mensch, der Aufmerksamkeit und die Zuwendung des Behandlers verdient und auch benötigt. Aktiv zuhören ist auch eine Gabe, die jeder Therapeut haben sollte. Wer seinem Gegenüber zuhört, der erfährt mehr von ihm und kann somit auch besser beurteilen, was ihn beschäftigt oder was die Beschwerden ursächlich auslöst. Dieses aktive Zuhören und das „sich Zeit nehmen“ wirkt sich auch unmittelbar auf das Immunsystem aus.

Körper, Geist und Seele sind eine Einheit.

Der amerikanische Psychologe Robert Ader fand 1974 Wegweisendes heraus: Süßstoff kann töten! Allein durch den Geschmack von Saccharin lässt sich das Immunsystem von Ratten so schwächen, dass die Tiere beim kleinsten Infekt sterben.

Wie kann es sein, dass ein harmloses Süßungsmittel so verheerend wirkt? Ader hatte die Ratten klassisch konditioniert. Ihnen wurde gleichzeitig zur Gabe von Süßstoff Cyclophosphamid injiziert. Cyclophosphamid wird in der Medizin zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr (Immunsuppression) eingesetzt, zum Beispiel als Zytostatikum zum Behandeln einer Tumorerkrankung. Ein Zytostatikum ist eine Substanz, die das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung hemmt.

Durch den zeitgleichen Kontakt mit beiden Stoffen hatten die Ratten „gelernt“, das Trinken von Süßstofflösung mit einer Immunsuppression zu verknüpfen. Somit kam er zu der Schlussfolgerung, dass es eine Verbindung zwischen dem Gehirn und dem Immunsystem geben muss. Das war auch die Geburtsstunde der Psychoneuroimmunologie – kurz PNI. Dieses hochinteressante Forschungsgebiet befasst sich mit den Wechselwirkungen der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems.

Einer der führenden Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum ist Prof. Dr. Christian Schubert. Vor rund 20 Jahren hat er ein PNI-Labor an der Universitätsklinik Innsbruck aufgebaut. Von Beginn an gehörte die Stressforschung zu den Schwerpunkten der PNI. Die Aktivitäten des Immunsystems können durch belastende Lebensereignisse beeinflusst werden wie zum Beispiel der Tod eines nahestehenden Angehörigen, Arbeitslosigkeit oder Trennung vom Partner. Sobald der Organismus mit einem Stressor konfrontiert ist, wird der Sympathikus aktiviert und der Körper in eine erhöhte Reaktionsbereitschaft versetzt.

Stress verursacht Entzündungen

Durch Stress wird nicht nur das Immunsystem aktiviert, sondern auch die Entzündungsaktivität. In der Folge produziert der Körper Cortisol gegen die Entzündung. Problematisch wird es, wenn dieser Zustand zu einem Dauerzustand wird. Wenn es zu einer Verschiebung des immunologischen Gleichgewichts kommt, dann sind wir weniger geschützt vor Krankheiten. Wenn wir unter chronischem Stress stehen, dann wird mit der Zeit auch weniger Cortisol ausgeschüttet. Das heißt, stressbedingte Entzündungen können dann nicht mehr eingedämmt werden und der Organismus ist nicht mehr ausreichend vor überschießenden inflammatorischen Prozessen geschützt. Das ist oftmals auch der Beginn von Autoimmun-Erkrankungen.

Angst verringert die Immunabwehr

Neben Stress verringert auch Angst die Immunabwehr. Wenn wir das wissen, dann ist natürlich die permanente Angstmache in Sachen Corona kontraproduktiv. Würden Zuversicht, Mut und Hoffnung kommuniziert werden, dann wären die Menschen besser geschützt. Das ist auch die gute Nachricht: Mit positiven Nachrichten können wir das Immunsystem auch positiv beeinflussen. Deshalb: Achten wir auf unsere Gedanken, unsere Worte und das Miteinander.